Malerin | Bildhauerin | Kunsttherapeutin
Elke Schütz

Exposé

Die Leinwand als Ort der Konzentration

Zur Malerei von Elke Schütz
von Dr. Barbara Aust

 

Unsere Bewegung durch die Welt bestimmt die Weisen unserer Wahrnehmung. Sie bestimmt also auch die Bilder, die wir uns von der Welt machen: Ein ständiger Wechsel von Auszug und Abgang des Wirklichen im Takt von Wachen und Ruhen, Fortbewegen und Stillstehen, Weltzu- und Weltabwendung, Außenaufnahme und Innenschau. Diese Polarisation von Bewegung und Verharren gelingt der Künstlerin Elke Schütz.

Um in ihren Arbeiten „Frau in Blau“ oder „Portrait“ die besonderen Ausprägungen einer Gestalt erfassen zu können, bedarf es des Innehaltens und Maßnehmens aus der richtigen Distanz. Jenseits dieses Brennpunktes der Wahrnehmung vergeht die Welt in der Unschärfe zu großer Nähe oder Ferne. Ebenso wie der richtige Abstand ist das zeitliche Kontinuum der Bewegung zwischen dem Betrachter und seinem Gegenstand eine Grundvoraussetzung für das Gelingen von Wahrnehmung, für das Herauslösen der Figur aus dem Grund, das Aufnehmen der Gliederung, das Wägen der Gestaltproportionen und letztlich für das Folgern von Gehalten aus dem Wahrgenommenen.

Die Mobile Gesellschaft zerfällt heute in viele Bruchstücke der Ungleichzeitigkeit. Zumeist bewegen sich entweder der Wahrnehmende mit hoher Geschwindigkeit an seinen Gegenständen vorbei oder diese an ihm, der Effekt ist der gleiche: ein Verwischen, ein Verschwinden der Form. Dieses Moment der Bewegung gelingt Elke Schütz durch Ritzungen und Gravierungen auf der Leinwand. Deshalb ist die Suche nach demn Formen bei Elke Schütz letztlich eine Suche nach der Zeit, nach dem Kontinuum der Bewegung zwischen den Wahrnehmenden und ihren Gegenständen.

Die Begegnung mit den Arbeiten von Elke Schütz impliziert eine Reise zur Beharrlichkeit, zur Auflösung der Schwerkraft ihrer Farbschichtungen, zur Leichtigkeit, zur Einheit von Gestalt und Gehalt.

Elke Schütz´ Bilder in Öl auf Leinwand sind komprimierte Formen aus Raum und Zeit. Das Herausarbeiten der Form zeigt sich bei ihr als Prozess der Verdichtung der bildnerischen Mittel. die Farben bleiben reduziert, Blau dominiert wie ein „Klang“ im Raum. Am ehesten lässt sich diese Tendenz zur Komprimierung durch Verknappung wohl musikalisch umschreiben: als Bewegung von liedhafter Melodik über polyphone Klangflächen hin zu dem ruhigen, lange nachklingenden Ton eines Gongs.

Die Wirkung der Ölmalerei von Elke Schütz geht ganz wesentlich von der gleichsam haptischen Präsenz aufgetragener Farbmaterie aus. Sie entwirft große Farbfelder in monochromer Tonigkeit, deren Binnenformen durch Hell-Dunkel-Nuancen, vor allem aber durch darunter liegende, partiell übermalte Farbschichten und durch Titzungen frei gelegt werden. Es gibt weder perspektivische Konstruktionen in siesen Bildern noch andere Spielarten, die Illusion von Raumtiefe gervorrufen würden. Ihre körperhafte Präsenz gleicht eher der einer Skulptur. Diese Bilder bauen sich vor dem Betrachter auf, ein Verharren fordernd, eine Beruhigung der Blickbewegung, um so in einen Zustand intensiven Schauens zu gelangen. Erst dem längeren Verweilen und Schauen öffnen sich die wuchtigen Farbereignisse der Malerin und sensibilisieren den Blick für den Reichtum der farbigen Abstufungen und die Eigenarten der Bildräumlichkeit.

In einer Reihe von Ölbildern, die mit dynamischen Ritzspuren entstanden sind, hat sie diese Wirkungen erprobt und ausgebaut. In ihrer beharrlichen Reduktion und Komprimierung der Bildräumlichkeiten und der Malbewegung vermitteln die Arbeiten von Elke Schütz den Eindruck innerer Konzentration. Die Reduktion aller Bildkontraste offenbart ein Inneres, in dem sich der stille, unsagbare Grund des eigenen Inneren spiegelt – gerade darin liegt die meditative Qualität dieser Arbeiten.

Elke Schütz die 1960 in Oberfranken geboren wurde, absolvierte eine Ausbildung zur Keramikerin und studierte Bildhauerei als Meisterschülerin bei Professor Ladner an der Akademie der Bildenden Künste München und wird durch die Agentur ART HISTORY CONSULTING vertreten.

Dr. Barbara Aust

Art History Consulting | Dr. B. A. Aust | Krokusweg 6a | 22869 Hamburg Schenefeld